Das KliK- Team beim TRR 266 Forum

Am 13.06.2023 begaben sich der Lehrstuhl BWL I und das BF/M Bayreuth auf den Weg nach Mannheim, um dort das TRR 266 FORUM zu dem Thema „Grüne Transparenz oder Datendschungel? ESG- Herausforderungen in Berichterstattung und Besteuerung“ zu besuchen.  Die dort durchgeführten Panels und Keynotes bieten dabei interessante Anknüpfungspunkte für das KliK-Projekt. „TRR 266 Accounting for Transparency“ ist ein Sonderforschungsbereich, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Mehrere deutsche Universitäten arbeiten hier zusammen, um der Frage nachzugehen, ob eine stärkere Regulierung im ESG-Bereich tatsächlich zu erhöhter Transparenz führt.

Der Tag startete mit einem Panel zum Thema „Wie erreichen wir am besten ESG-Ziele?“. Auch Vertreterinnen und Vertreter börsennotierter Unternehmen, darunter BASF und SAP, nahmen an der Diskussion teil. Es herrschte Einigkeit darüber, dass Unternehmen ihren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten müssen. Betont wurde, dass nicht nur externe Stakeholder für diese Einstellung verantwortlich sind, sondern sogar – so zumindest gesagt – primär eine intrinsische Motivation dahintersteht. Kritisiert wurde allerdings, dass durch die steigenden regulatorischen Anforderungen der Überblick verloren geht. Dies führt zu einer Verlagerung des eigentlichen Problems: Statt darüber zu diskutieren, wie Unternehmen die Umwelt besser schützen und weniger belasten können, geht es aktuell vor allem darum, die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Es wurden Mängel in der Konsistenz und Widersprüchlichkeit innerhalb der EU-Taxonomie und zwischen den Gesetzen kritisiert. Selbst große Konzerne wie BASF betonten in dem Panel, dass sie damit an ihre Grenzen stoßen.

Diese Erkenntnis unterstreicht für das KliK- Team erneut die Dringlichkeit ihres eigenen Projekts. Angesichts der Tatsache, dass selbst Großkonzerne trotz ihrer erheblichen finanziellen und personellen Ressourcen sowie etablierten internen Strukturen erhebliche Schwierigkeiten haben, erscheint die Situation für KMUs noch weitaus herausfordernder.

Im Anschluss präsentierte der Finanzvorstand der Heidelberg Materials die Dekarbonisierungsstrategie des Unternehmens in einem praxisorientierten Vortrag. Der CO2- Ausstoß in der Zementherstellung ist dabei enorm hoch, pro Tonne Zement werden aktuell 560kg CO2 ausgestoßen. Der Prozess der Zementherstellung wurde erläutert. Entlang dieser Produktionsschritte wurde gezeigt, in welchen einzelnen Bereichen welche Menge an CO2 anfällt und wie hier Einsparungen bereits vorgenommen werden und welche Schritte weiterhin nötig sind. Ziel ist eine Reduktion des Ausstoßes pro Tonne Zement auf 400kg bis 2030. Der Finanzvorstand äußerte jedoch auch Bedenken hinsichtlich der Regulierung, die unterschiedliche und oft widersprüchliche Vorgaben für verschiedene Materialien macht. Des Weiteren wies er auf die Herausforderungen bei der länderübergreifenden Koordination hin. Zum Beispiel wäre am italienischen Standort die Umstellung auf einen umweltfreundlicheren Energiegewinnungsprozess möglich, doch die Dauer des Antragsverfahrens erstreckt sich über mehrere Jahre. In anderen Ländern fehlt hingegen die notwendige Infrastruktur, um auf alternative Energiegewinnungsmethoden oder Rohstoffe zurückzugreifen. Darüber hinaus existiert an einigen Standorten außerhalb Europas ein geringeres Bewusstsein für die Dringlichkeit und den zentralen Stellenwert von Nachhaltigkeit, was die Durchsetzung solcher Maßnahmen erschwert.

Am Nachmittag folgten weitere aufschlussreiche Diskussionsrunden. Dabei wurde unter anderem die Verbindung von ESG-Zielen (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) mit der Managementvergütung behandelt. Es wurde deutlich, dass die praktische Umsetzung noch stark variiert. BASF beispielsweise koppelt die Vergütung des Vorstands an die Reduktion von CO2. Andere Unternehmen hingegen legen den Fokus verstärkt auf Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit, wobei Umweltziele oftmals eine untergeordnete oder gar keine Rolle spielen.

Darüber hinaus wurden ESG-Kennzahlen diskutiert und ihre Aussagekraft hinterfragt. Eine besondere Herausforderung in diesem Bereich besteht vor allem darin, wie diese Kennzahlen interpretiert und sinnvolle Benchmarks ausgewählt werden sollen. Bei manchen Kennzahlen, wie dem CO2-Ausstoß, ist die Interpretation relativ einfach: Je geringer, desto besser. Bei anderen Kennzahlen, wie der Mitarbeiterfluktuation, ist es hingegen schwieriger zu bestimmen, welcher berichtete Wert nun als gut oder schlecht zu bewerten ist.

Neben den Panels war der Nachmittag geprägt von einer interaktiven Break- Out Session. In dieser konnte zwischen unterschiedlichen Themenbereichen gewählt und mit wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Professorinnen und Professoren des TR266 Forums in Kontakt getreten werden. Dabei wurde dem KliK- Team die Seite des Sustainability Reporting Navigator gezeigt. Dieser stellt die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen des DAX 40 und des EURO STOXX 50 zur Verfügung und bewertet, inwiefern diese mit den Standards der ESRS, der IFRS und des GRI konform sind. Dabei wird den Berichten anhand einer manuellen Auswertung ein Wert zwischen 0-100% zugewiesen. Die einzelnen Reporting Standards lassen sich dann nochmals nach unterschiedlichen Bereichen aufsplitten, z.B. „GHG emissions“ oder „climate targets“. Ein ebenfalls spannendes Projekt aus dem TRR 266 ist das German Business Panel. Hier werden monatliche Umfragen an Unternehmen gerichtet, die für Unternehmen und/ oder Gesellschaft aktuell relevant sind.

In einem persönlichen Austausch mit zwei wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen konnten Parallelen – wie die aktuelle Auswertung von Nachhaltigkeitsberichten – entdeckt werden. Unterschiede ergeben sich aber v.a. in der Methodik und der Zielgruppe der Auswertungen.

Das Forum bot sehr interessante Einblicke in die Praxis und auch in aktuelle wissenschaftliche Projekte. Hinsichtlich der Dimensionen des ESG- Begriffes lag der Fokus der Veranstaltung sehr auf der ökologischen Perspektive. Bereiche des „S“ und des „G“ wurden kaum angeschnitten. Auch fehlte der Bezug zu KMU sehr, sodass hier definitiv noch sehr viel Forschungspotenzial, auch für das KliK- Projekt, vorhanden ist.


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