In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Nürnberg und dem NKubator Nürnberg hat das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt KlimFi: Klimaberichterstattung bei KMU (KliK) einen ganztätigen Workshop zu den regulatorischen Anforderungen und aktuellen Gesetzesvorschlägen der Nachhaltigkeitsberichterstattung am 10.06.2023 in Nürnberg angeboten. Der Workshop richtete sich insbesondere an Führungskräfte und Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager in Unternehmen.
Die Veranstaltung wurde moderiert von der Soziologin und wissenschaftlichen Mitarbeiterin der bifa Umweltinstitut GmbH, Ruth Berkmüller.
Neben den Vorträgen von Dr.-Ing. Fatah Naji von der bifa Umweltinstitut GmbH zum Thema „Instrumente und Werkzeuge zum eigenen Nachhaltigkeitsbericht“ und von Johanna Wagner vom Lehrstuhl BWL I der Universität Bayreuth zu „Überblick rechtlicher Grundlagen und Regulierungsanforderungen sowie bereits existierender Standards und Rahmenwerke“ diskutierten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gruppenarbeiten die Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in der Unternehmenspraxis. Unter Leitung von Monika Bokelmann und Ruth Berkmüller, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der bifa Umweltinstitut GmbH, wurden mithilfe von kommunikations- und kreativitätsfördernden Methoden relevante (Fach-)Kompetenzen in Unternehmen zur Erstellung der Nachhaltigkeitsberichterstattung bestimmt. Anhand von Fallbeispielen wurde eine Wesentlichkeitsmatrix unter Berücksichtigung der doppelten Wesentlichkeit in Übereinstimmung mit den Vorgaben der CSRD erarbeitet. Unter Anwendung der Galeriemethode, eine Konferenz- und Brainwritingmethode, mit der Lösungsansätze durch intuitive Generierung von Ideen und einer logisch-strukturierten Herangehensweise an die jeweiligen Problemstellungen miteinander kombiniert werden, wurden in Rahmen von Case Studies Prozesslandkarten mit allen relevanten Prozessen eines Unternehmens zur Erstellung der Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt.
Die Ergebnisse des Workshops werden von der bifa Umweltinstitut GmbH und dem Lehrstuhl BWL I aufbereitet und zusammengefasst und anschließend veröffentlicht.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für das Interesse, die wertvollen Beiträge und spannenden Diskussionen. Wir bedanken uns außerdem bei der Wirtschaftsförderung Nürnberg für die Unterstützung bei der Workshopdurchführung sowie die Bereitstellung der Räumlichkeiten im Wirtschafts- und Wissenschaftsrathaus mit einer großartigen Aussicht auf die Kaiserburg Nürnberg.
Autoren-Archiv: Miriam Knauer
Aktueller Stand des KliK- Projekts
Veröffentlicht am von Miriam Knauer
Das KliK-Projekt macht stetige Fortschritte bei der Untersuchung und Analyse der Nachhaltigkeitsberichterstattung von KMUs.
Derzeit sind wir in einem intensiven Prozess der Auswertung von über 2.000 Nachhaltigkeitsberichten aus der DNK-Datenbank. Diese umfassende quantitative Analyse ermöglicht es uns, tief in die Materie einzutauchen und einen Einblick in die Vielfalt der angesprochenen Nachhaltigkeitsthemen zu gewinnen. Sie bietet uns auch die Möglichkeit, die Tiefe und Qualität der Berichterstattung sowie das allgemeine Sentiment gegenüber Nachhaltigkeitsthemen einzuschätzen.
Noch wichtiger ist, dass wir durch die Analyse dieser umfangreichen Datensammlung erste Trends identifizieren können. Wir können sehen, welche Themen im Laufe der Zeit an Bedeutung gewonnen haben, welche Bereiche von Unternehmen als besonders relevant angesehen werden und wie sich die Herangehensweise an die Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt.
Parallel dazu führen wir qualitative Methoden wie Experteninterviews und Workshops durch, um einen tieferen Einblick in die Praxis und die Herausforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu erhalten. Diese kombinierte Herangehensweise ermöglicht uns, ein vollständiges Bild der aktuellen Lage zu zeichnen.
Darüber hinaus haben wir eine Online-Umfrage erstellt, um die Sichtweise von KMUs auf Nachhaltigkeit besser zu verstehen. Wir möchten erfahren, wie KMUs Nachhaltigkeit interpretieren, wie sie die Kosten und Vorteile von Nachhaltigkeitsmaßnahmen einschätzen und wie sie ihre Berichterstattung gestalten.
Wir sind davon überzeugt, dass die Ergebnisse dieser Forschung dazu beitragen können, die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verbessern und Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wir laden Sie herzlich ein, an unserer Online Umfrage unter https://s2survey.net/klik2023/ teilzunehmen und uns dabei zu unterstützen.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und bedanken uns für Ihre Unterstützung bei diesem wichtigen Projekt.
Teilnahme an Umfrage – Unterstützen Sie das KliK- Projekt!
Veröffentlicht am von Miriam Knauer
Das KliK-Projekt arbeitet daran, die Nachhaltigkeitsberichterstattung von KMUs zu verbessern. Wir erforschen und analysieren aktuelle Trends, um ein umfassendes Bild der gegenwärtigen Praxis zu erstellen.
Wir haben dafür eine Online-Umfrage erstellt, um die Perspektive von KMUs hinsichtlich Nachhaltigkeit besser zu verstehen. Ihre Meinung ist von entscheidender Bedeutung. Wir laden Sie herzlich ein, uns Ihre Erfahrungen und Ansichten mitzuteilen. Sie helfen uns damit, praxisnahe und nützliche Empfehlungen für die Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu formulieren.
Die Umfrage dauert nur wenige Minuten. Ihre Antworten werden vertraulich behandelt und nur zu Forschungszwecken verwendet.
Hier finden Sie den Link zur Umfrage: https://s2survey.net/klik2023/
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Das KliK- Team beim TRR 266 Forum
Veröffentlicht am von Miriam Knauer
Am 13.06.2023 begaben sich der Lehrstuhl BWL I und das BF/M Bayreuth auf den Weg nach Mannheim, um dort das TRR 266 FORUM zu dem Thema „Grüne Transparenz oder Datendschungel? ESG- Herausforderungen in Berichterstattung und Besteuerung“ zu besuchen. Die dort durchgeführten Panels und Keynotes bieten dabei interessante Anknüpfungspunkte für das KliK-Projekt. „TRR 266 Accounting for Transparency“ ist ein Sonderforschungsbereich, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Mehrere deutsche Universitäten arbeiten hier zusammen, um der Frage nachzugehen, ob eine stärkere Regulierung im ESG-Bereich tatsächlich zu erhöhter Transparenz führt.
Der Tag startete mit einem Panel zum Thema „Wie erreichen wir am besten ESG-Ziele?“. Auch Vertreterinnen und Vertreter börsennotierter Unternehmen, darunter BASF und SAP, nahmen an der Diskussion teil. Es herrschte Einigkeit darüber, dass Unternehmen ihren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten müssen. Betont wurde, dass nicht nur externe Stakeholder für diese Einstellung verantwortlich sind, sondern sogar – so zumindest gesagt – primär eine intrinsische Motivation dahintersteht. Kritisiert wurde allerdings, dass durch die steigenden regulatorischen Anforderungen der Überblick verloren geht. Dies führt zu einer Verlagerung des eigentlichen Problems: Statt darüber zu diskutieren, wie Unternehmen die Umwelt besser schützen und weniger belasten können, geht es aktuell vor allem darum, die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Es wurden Mängel in der Konsistenz und Widersprüchlichkeit innerhalb der EU-Taxonomie und zwischen den Gesetzen kritisiert. Selbst große Konzerne wie BASF betonten in dem Panel, dass sie damit an ihre Grenzen stoßen.
Diese Erkenntnis unterstreicht für das KliK- Team erneut die Dringlichkeit ihres eigenen Projekts. Angesichts der Tatsache, dass selbst Großkonzerne trotz ihrer erheblichen finanziellen und personellen Ressourcen sowie etablierten internen Strukturen erhebliche Schwierigkeiten haben, erscheint die Situation für KMUs noch weitaus herausfordernder.
Im Anschluss präsentierte der Finanzvorstand der Heidelberg Materials die Dekarbonisierungsstrategie des Unternehmens in einem praxisorientierten Vortrag. Der CO2- Ausstoß in der Zementherstellung ist dabei enorm hoch, pro Tonne Zement werden aktuell 560kg CO2 ausgestoßen. Der Prozess der Zementherstellung wurde erläutert. Entlang dieser Produktionsschritte wurde gezeigt, in welchen einzelnen Bereichen welche Menge an CO2 anfällt und wie hier Einsparungen bereits vorgenommen werden und welche Schritte weiterhin nötig sind. Ziel ist eine Reduktion des Ausstoßes pro Tonne Zement auf 400kg bis 2030. Der Finanzvorstand äußerte jedoch auch Bedenken hinsichtlich der Regulierung, die unterschiedliche und oft widersprüchliche Vorgaben für verschiedene Materialien macht. Des Weiteren wies er auf die Herausforderungen bei der länderübergreifenden Koordination hin. Zum Beispiel wäre am italienischen Standort die Umstellung auf einen umweltfreundlicheren Energiegewinnungsprozess möglich, doch die Dauer des Antragsverfahrens erstreckt sich über mehrere Jahre. In anderen Ländern fehlt hingegen die notwendige Infrastruktur, um auf alternative Energiegewinnungsmethoden oder Rohstoffe zurückzugreifen. Darüber hinaus existiert an einigen Standorten außerhalb Europas ein geringeres Bewusstsein für die Dringlichkeit und den zentralen Stellenwert von Nachhaltigkeit, was die Durchsetzung solcher Maßnahmen erschwert.
Am Nachmittag folgten weitere aufschlussreiche Diskussionsrunden. Dabei wurde unter anderem die Verbindung von ESG-Zielen (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) mit der Managementvergütung behandelt. Es wurde deutlich, dass die praktische Umsetzung noch stark variiert. BASF beispielsweise koppelt die Vergütung des Vorstands an die Reduktion von CO2. Andere Unternehmen hingegen legen den Fokus verstärkt auf Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit, wobei Umweltziele oftmals eine untergeordnete oder gar keine Rolle spielen.
Darüber hinaus wurden ESG-Kennzahlen diskutiert und ihre Aussagekraft hinterfragt. Eine besondere Herausforderung in diesem Bereich besteht vor allem darin, wie diese Kennzahlen interpretiert und sinnvolle Benchmarks ausgewählt werden sollen. Bei manchen Kennzahlen, wie dem CO2-Ausstoß, ist die Interpretation relativ einfach: Je geringer, desto besser. Bei anderen Kennzahlen, wie der Mitarbeiterfluktuation, ist es hingegen schwieriger zu bestimmen, welcher berichtete Wert nun als gut oder schlecht zu bewerten ist.
Neben den Panels war der Nachmittag geprägt von einer interaktiven Break- Out Session. In dieser konnte zwischen unterschiedlichen Themenbereichen gewählt und mit wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Professorinnen und Professoren des TR266 Forums in Kontakt getreten werden. Dabei wurde dem KliK- Team die Seite des Sustainability Reporting Navigator gezeigt. Dieser stellt die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen des DAX 40 und des EURO STOXX 50 zur Verfügung und bewertet, inwiefern diese mit den Standards der ESRS, der IFRS und des GRI konform sind. Dabei wird den Berichten anhand einer manuellen Auswertung ein Wert zwischen 0-100% zugewiesen. Die einzelnen Reporting Standards lassen sich dann nochmals nach unterschiedlichen Bereichen aufsplitten, z.B. „GHG emissions“ oder „climate targets“. Ein ebenfalls spannendes Projekt aus dem TRR 266 ist das German Business Panel. Hier werden monatliche Umfragen an Unternehmen gerichtet, die für Unternehmen und/ oder Gesellschaft aktuell relevant sind.
In einem persönlichen Austausch mit zwei wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen konnten Parallelen – wie die aktuelle Auswertung von Nachhaltigkeitsberichten – entdeckt werden. Unterschiede ergeben sich aber v.a. in der Methodik und der Zielgruppe der Auswertungen.
Das Forum bot sehr interessante Einblicke in die Praxis und auch in aktuelle wissenschaftliche Projekte. Hinsichtlich der Dimensionen des ESG- Begriffes lag der Fokus der Veranstaltung sehr auf der ökologischen Perspektive. Bereiche des „S“ und des „G“ wurden kaum angeschnitten. Auch fehlte der Bezug zu KMU sehr, sodass hier definitiv noch sehr viel Forschungspotenzial, auch für das KliK- Projekt, vorhanden ist.